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Weg zum Berufsziel: Gesundheits- und Krankenpfleger auf einer Intensivstation

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Schon während meiner Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger von 2001 bis 2004 wurde mir klar, dass ich unbedingt auf einer Intensivstation arbeiten will. Im dritten Lehrjahr verschlug es mich auf die Intensivstation. Diese hatte in meinem Lehrkrankenhaus einen sehr elitären Ruf. Man musste mehrere Jahre Berufserfahrung mitbringen, um dort eine Chance zu erhalten.

So lernte ich als Auszubildender ein hochprofessionelles und kompetentes Team kennen. Ich war fasziniert. Alles folgte klaren Strukturen und Regeln. Fachwissen, welches ich zwar gelernt, aber nie angewendet hatte, war auf einmal relevant. Die Praxisanleiter forderten mich. Es war nicht leicht, aber es war beeindruckend.

Nach meinem Einsatz auf der Intensivstation wusste ich: Das will ich irgendwann machen! Damit änderte sich auch meine Einstellung zur Ausbildung. Ich hatte nun ein festes Ziel: Ich wollte ein möglichst exzellentes Examen machen! Das habe ich letztlich auch geschafft.

Nach meinem Zivildienst, den ich auch in einem Krankenhaus ableistete, bekam ich eine Stelle als Gesundheits- und Krankenpfleger auf der Intensivstation.

Einarbeitung unter den Augen einer Mentorin

2005 betrat ich die Intensivstation zum ersten Mal als neuer Mitarbeiter. Ich führte ein Gespräch mit der Stationsleitung und lernte meine Mentorin kennen. Zwei Monate würde sie mich begleiten und mich einarbeiten.

Die ersten Tage vergingen wie im Fluge. Ich kam nicht umhin, mich teilweise wie Dekoration zu fühlen. Auch auf dieser Intensivstation ging es unglaublich strukturiert zu – und ich war noch nicht Teil der Strukturen. Gleichzeitig herrschte fachlich ein sehr hoher Anspruch. Die Kollegen wirkten auf mich sehr distanziert. Man musste sich erst beweisen.

In den ersten Wochen war mein Einsatz auf wenige Patienten begrenzt. Unkomplizierte Fälle. Es ging um die Grundlagen. Wie ist ein Bettplatz auf der Intensivstation aufgebaut? Was muss wann und wie kontrolliert werden? Wie werden die ermittelten Werte dokumentiert? Wie ist der Tagesablauf in den verschiedenen Schichten?

Wie sieht es mit der Bürokratie aus? Wie wird die Patientenakte im Computer dokumentiert? Wie werden Untersuchungen angemeldet? Wie werden Labor-Proben beauftragt?

Geräte mit 1000-seitigen Anleitungen

Auch die technischen Aspekte brauchen Zeit. Allein der Überwachungsmonitor hat eine 1000-seitige Anleitung. Hinzu kommen Beatmungsgeräte, Spritzenpumpen, Infusionspumpen, Ernährungspumpen, Defibrillatoren und viele weitere Geräte. Alle müssen sicher bedient und verstanden werden. Ein Kollege formulierte es so: „Wenn ich dich nachts um 3 Uhr aufwecke, musst du das Gerät blind, taub und unvorbereitet bedienen können.“

Erfahrungen als Gesundheits- und Krankenpfleger

Langsam durfte ich einen unauffälligen Patienten selbstständig betreuen. Immer unter den strengen Augen meiner Mentorin. Wann muss ich den Arzt informieren? Was nehme ich bei meinem Patienten wahr? Auf welche Veränderungen muss ich eingestellt sein? Gerade die Fähigkeit, den Patienten bei all der Technik nicht aus dem Fokus zu verlieren, lernt man erst mit zunehmender Erfahrung.

In der dritten Woche begann man, mich an die Betreuung von beatmeten Patienten heranzuführen. Welche Besonderheiten gibt es bei zu beachten? Wie entwöhne ich einen Patienten vom Beatmungsgerät? Welche Voraussetzungen müssen dafür erfüllt sein? Meine Mentorin baute bewusst „Fehler“ in mein Arbeitsumfeld ein wie fehlende Teile im Notfall-Equipment oder verstellte Alarmgrenzen, um zu prüfen, ob und wann ich sie bemerke.

Pharmakologie, Anatomie und Physiologie

Auch der Ausbau der medizinischen und pflegerischen Kompetenz war gefordert. Welches sind die Haupterkrankungen auf der Station? Wie sieht die Therapie der verschiedenen Erkrankungen aus? Welche Assistenzaufgaben gibt es? Wie muss ich die verschiedenen Aufgaben vorbereiten? Wann muss es schnell gehen, wann habe ich Zeit? Begleitet wurden die Wochen durch intensives Literaturstudium. Pharmakologie, Anatomie und Physiologie.

Bis zu diesem Zeitpunkt war ich mit meiner Mentorin ein „Doppelpack“ gewesen. Wenngleich sie sich schon langsam zurückgezogen hatte und mich arbeiten ließ, so war sie doch immer da. Sie war mein Schatten. Meine Sicherheit.

Respekt vor der Verantwortung

Nach vier Wochen Einarbeitung erfüllt man etwa das Pensum einer Intensivpflegekraft. Ich betreute nun drei Intensivpatienten. Jetzt wurde es ernst. Ich stand nicht mehr zusätzlich im Dienstplan. Ich wurde voll gezählt und musste meine Patienten wie alle anderen auch selbstständig betreuen.

Auf der einen Seite war ich damals froh und stolz, endlich eigenständig zu arbeiten. Auf der anderen Seite hatte ich schon einen unglaublichen Respekt vor der Verantwortung. Würde ich mich beweisen können? Ich hatte weiterhin die gleiche Dienstfolge wie meine Mentorin. Sie hatte aber nun ihre eigenen Patienten. Aber immerhin hatte ich eine feste Ansprechpartnerin.

Auch dieser Monat verging rasant. Es war rückblickend eine tolle, fordernde und sehr spannende Zeit für mich! Nach zwei Monaten war meine Einarbeitung offiziell beendet.

Angekommen

Blicke ich heute auf das Jahr 2005 zurück, fing das Lernen aber damals eigentlich erst an. Im ersten halben Jahr integrierte ich mich immer mehr im Team und wurde schließlich aufgenommen. Die anfängliche Distanz schwand. Es folgten mehrere Weiterbildungen – bis zur Übernahme der Stationsleitung Jahre später. Schon 2005 spürte ich: Ich bin angekommen. Das ist mein Fachbereich. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

Foto: Marc Alexander Noll

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